Sie gilt als eine außerordentlich wertvolle Sammlung: Die "Musikbibliothek Peters" - ein Wahrzeichen des Leipziger Musik-, Verlags- und Bibliothekswesens. Die herausragende, international bekannte Sammlung von Handschriften, Erstausgaben bedeutender Komponisten, Noten und Büchern wird seit Jahren sicher im Magazin der Leipziger Stadtbibliothek aufbewahrt. Nun sollen einige Exponate und die Geschichte der Sammlung in digitaler Form einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Dank der Schenkung von arvato Systems zum 1.000-jährigen Jubiläum der Stadt Leipzig werden die Geschichte der Sammlung und die der Familie Hinrichsen anhand von Fotos, Dokumenten und digitalisierten Beispielen einiger wertvoller Werke auf einem Großbildschirm in der Stadtbibliothek und über das Internet interaktiv und spielerisch sichtbar und erlebbar gemacht. Auch Hörbeispiele wird es geben.
"Aus dem Bestand der "Musikbibliothek Peters", der insgesamt 24.000 Medien umfasst, und weiteren Dokumenten und Fotos haben wir einige Wichtige ausgewählt und digitalisiert", erläutert Susanne Metz, Direktorin der Leipziger Städtischen Bibliotheken, das Projekt. "Jetzt wird von arvato Systems alles multimedial aufbereitet und für die Präsentation auf einem Großbildschirm und im Internet gestaltet".
Ziel ist es, den Leipzigerinnen und Leipzigern und ihren Gästen durch die multimediale Präsentation die enge Verbindung jüdischer Geschichte in Leipzig mit der Musik- und Verlagsgeschichte der Stadt zu vermitteln und dabei auch junges Publikum anzusprechen.
Bewegende Familiengeschichte der Hinrichsens
Die Geschichte der Familie Hinrichsen und mit ihr die der "Musikbibliothek Peters" ist bewegend. Gegründet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurde die Bibliothek in Leipzig 1894 vom Musikverleger Dr. Max Abraham. Nach dessen Tod setzte sich sein Neffe, der deutsch-jüdische Musikalienhändler, Verleger und Mäzen Dr. Henri Hinrichsen, für die Erhaltung und Erweiterung der Bibliothek ein. Während der nationalsozialistischen Herrschaft erhielt Dr. Henri Hinrichsen Berufsverbot, die "Musikbibliothek Peters" wurde enteignet. Viele Mitglieder der Familie Hinrichsen wurden umgebracht, einige konnten noch rechtzeitig aus Deutschland fliehen. Dr. Henri Hinrichsen wurde 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Bewegt verlief die Geschichte der "Musikbibliothek Peters" auch nach dem Krieg weiter. Im Jahr 2013 erwarb schließlich die Stadt Leipzig die Sammlung von den Hinrichsen-Erben. Ihre wertvollen Stücke können seitdem in dem nach Henri Hinrichsen benannten Lesesaal der Leipziger Stadtbibliothek bestellt, eingesehen und studiert werden.
"Die Geschichte der "Musikbibliothek Peters" und der Familie Hinrichsen hat mich tief beeindruckt", äußert sich Matthias Moeller, Geschäftsführer von arvato Systems perdata GmbH in Leipzig. "Vor mehr als 100 Jahren haben Leipziger Bürger damit begonnen, wahre Schätze für die Öffentlichkeit zu sammeln. Das sollten unbedingt mehr Menschen wissen, deshalb ist uns die Entscheidung leicht gefallen, dieses Digitalisierungsprojekt mit den Leipziger Städtischen Bibliotheken durchzuführen. Wir helfen gern dabei, die sehr wertvollen Exponate und die einzigartige Geschichte sichtbar zu machen. Unserer besonderen Verbundenheit mit Stadt und Standort Leipzig wollen wir gern mit diesem nachhaltigen Projekt zum 1.000-jährigen Jubiläum Leipzigs Ausdruck verleihen."
Die Präsentation wird in Deutsch und Englisch erarbeitet. Sie wird ab Ende des Jahres auf einem Großbildschirm im 3. OG der Stadtbibliothek zu sehen sein und kann darüber hinaus auch über die Website der Leipziger Städtischen Bibliotheken abgerufen werden. Im November 2015 soll das Geschenk in einer Festveranstaltung der Stadt Leipzig übergeben werden.