"Menschen mit Lernproblemen fällt das Lesen und Schreiben oft schwer", erläutert die städtische Behindertenbeauftragte Carola Hiersemann. "Die leichte Sprache erleichtert ihnen das Verstehen von Texten und dient damit auch der Barrierefreiheit. Texte und Sprache sind einfacher zu verstehen, indem man kurze Sätze verwendet, auf Fremdwörter verzichtet und Inhalte sinnvoll strukturiert."
Oberbürgermeister Burkhard Jung eröffnete das Fest. "Sprache darf nicht ausgrenzen", betonte der OB. "Das Lesefest sensibilisiert für ein wichtiges Thema und lässt Kinder und Jugendliche aus Förderschulen und inklusiven Grundschulen die Welt der Bücher entdecken. Sie erleben, dass leichte Sprache hilft, unsere komplexe Welt zu verstehen."
Bibliothek hat Bücher in leichter Sprache im Bestand
Anschließend konnten die Kinder und Jugendlichen an Workshops in kleinen Gruppen teilnehmen. Zoodirektor Jörg Junhold las eine Tiergeschichte, Mitglieder von RB Leipzig präsentierten eine Fußballgeschichte und Katja Fritzsche von Pro Familia las aus dem Buch "Tina ist verliebt" in leichter Sprache vor. Das Improvisationstheater Spruchlandung ließ das Publikum eine Szene selbst erfinden, eine weitere Gruppe machte Radiogeschichten. Anna Magdalena, die Ehefrau des berühmten Musikers Bach, und ein Leipziger Stadtwächter erzählten spannende Geschichten über Leipzig. Natürlich ging es auch auf Entdeckungstour durch die Bibliothek. Diese befasst sich schon seit einiger Zeit mit dem Thema Bücher und Medien in leichter Sprache und hält bereits einen kleinen Bestand an solchen Büchern vor, der auch zukünftig weiter ausgebaut werden soll.
Gewinner des Schreibwettberwerbs prämiert
Beim Schreibwettbewerb unter dem Motto "Wo ich gerne bin" reichten die Kinder und Jugendliche eigene Geschichten ein. Die kreativsten, aber auch überraschendsten drei Texte wurden im Rahmen der Eröffnung des Lesefestes vom Oberbürgermeister prämiert und ausgestellt. Kevin, 13 Jahre, von der Schule Grünau - Schule zur Lernförderung, schrieb über seine Liebe zur Schauspielerei und gestaltete seinen Text als Filmklappe. Ein Schüler der Förderschule Schloss Schönefeld, 15 Jahre, reichte seinen Text mit der Überschrift "Ich wäre so gern zu Hause" ein und beschreibt darin seine Sehnsucht nach seiner Familie. Julia, Klasse 5 im Schulteil zur Lernförderung im Förderzentrum für Blinde und Sehbehinderte, erzählt mit viel Fantasie eine Geschichte über die Begegnung und Freundschaft mit dem Affenmädchen Mona.
Fortsetzung geplant
Das Fest wurde gefördert vom Freistaat Sachsen sowie der Diakonie Sachsen und veranstaltet vom Berufsbildungswerk Leipzig, der Stadt Leipzig, der Diakonie am Thonberg, der Förderschule Werner Vogel, der Lebenshilfe Leipzig und den Leipziger Städtischen Bibliotheken. Unterstützung fand das Fest außerdem durch Studierende der Universität Leipzig und Auszubildende der Bildungsakademie Dresden.
Eine Fortführung der Aktion ist für das nächste Jahr geplant.